Auch beim zweiten Bürgerforum Mobilität war unsere planungspolitische Sprecherin, Angela Drewes, wieder für Sie dabei. Hier schildert sie ihre Eindrücke.

Einbahnstraßenregelungen, Querungen, Entschleunigung, mehr Raum und Sicherheit für Radfahrer und Fussgänger – auch das zweite Bürgerforum zur Mobilität setzt eindeutige Akzente.

Das zweite Bürgerforum Mobilität war wieder von einer großen Menge engagierter Bürgerinnen und Bürger besucht. Diese arbeiteten auch dieses Mal in vier Arbeitsgruppen zu vorgegebenen Einzelthemen.

Sicherheit für Fahrradfahrer und Fussgänger auf der Mühlenstraße und drumherum

Die Mühlenstraße hatte sich bereits in der Bürgerbefragung als Schwerpunktthema herauskristallisiert. Hier geht es vor allem um die Sicherheit für Radfahrer. Während ein Teil der Bürger sich alternative Fahrradrouten als  Nord- und Südumfahrungen mit Querungen wünscht, folgte ein anderer Teil der Teilnehmer konsequent der Vorgabe, Autoverkehr zu ermöglichen, aber ggfs. auch  zu erschweren. Daraus ergab sich die Idee, die Mühlenstraße stadtauswärts als Einbahnstraße zu organisieren, um zusätzlichen Raum für Radfahrer zu generieren. Der stadteinwärts fahrende motorisierte Verkehr würde dann über die Trasse Schulauer Straße, Gorch-Fock-Straße (diese dann ggfs. auch mit einer Einbahnstraßenregelung versehen), Bahnhofstraße abgeleitet.

Einig war sich die ganze Gruppe über den dringenden Bedarf einer Querung der Mühlenstraße in Höhe Caudryplatz, ein Antrag, der schon jahrelang von der Politik gestellt, aber von der Verwaltung ignoriert wird.

Vielleicht passiert ja jetzt endlich mal etwas.

Entschleunigung Tinsdaler Weg

Auch für den Tinsdaler Weg wurde Handlungsbedarf gesehen. Hier wurde im wesentlichen unterschieden zwischen zwei Teilstücken und zwar zwischen dem Stück zwischen Industriestraße und Galgenberg sowie dem Straßenraum zwischen Galgenberg und Doppeleiche. Für den Teil zur Industriestraße hin wurde die Idee eines Einbahnstraßenrings unter Einbeziehung der Feldstraße favorisiert. 

Für das Teilstück zwischen Doppeleiche und Galgenberg ging es vorrangig um sichere Rad- und Fusswege und eine Entschleunigung des Verkehrs.

Auch hier gab es wieder den Ansatz, einen Einbahnstraßenring, dieses Mal unter Einbeziehung des Lohhofs, zu gestalten, um Raum für den Radverkehr zu gewinnen.

Kontrovers wurde das Thema Straßenraumreduktion durch parkende Autos diskutiert. Während einige TeilnehmerInnen den Entschleunigungseffekt, der sich durch die parkenden Autos ergibt, positiv bewerteten, sahen andere diesen eher als kritisch an. Zu klären wäre hier die Frage, ob es andere Lösungen für das Abstellen der Fahrzeuge geben kann, denn man war sich einig, dass mehr Straßenraum nötig sein wird, um echte Radwege zu schaffen.

Wie auch im letzten Bürgerforum bereits diskutiert, kam man auch beim Tinsdaler Weg zu dem Ergebnis, dass das Aufmalen von Fahrradstreifen nicht ausreicht, um sichere Radwege zu gestalten.

Auch für den Tinsdaler Weg sind an einigen identifizierten Punkten Querungen erwünscht. Diese sollen neben der Sicherheit bei der Straßenquerung auch einer Entschleunigung dienen.

Möglichkeit von Straßenunterbrechungen am Beispiel Nördliche Altstadt

In diesem Themenkomplex ging es darum, Schleichwege unbrauchbar zu machen. Da die Verkehrssituation in der Altstadt durch die immer weiter zunehmende Verdichtung schon jetzt massiv durch Verkehrsstaus geprägt ist, bahnt sich der Verkehr zunehmend seinen Weg durch Anwohnerstraßen, hier vor allem die Wiedestraße. 

Um die Sicherheit von Fussgängern und Radfahrern zu erhöhen, wurden die Möglichkeiten diskutiert, in die Wiedestraße eine Unterbrechung einzubauen oder alternativ ein Teilstück als Einbahnstraße auszuweisen.

Ziel ist es, die Schulwege zu sichern und die Wohnqualität für die zugezogenen jungen Familien zu erhöhen. Auch hier sind Querungen und Verkehrsberuhigungen erwünscht. 

Neben dem Quartier Nördliche Altstadt wurde auch Handlungsbedarf für das Moorweggebiet, den Kronskamp und die Feldstraße gesehen. 

Was das Moorweggebiet angeht, wird sich die WSI den Bürgerwünschen entsprechend auch weiterhin dafür einsetzen, den Umbau der Straße Breiter Weg als Einbahnstraßenring vorzunehmen, um auch hier zusätzlichen sicheren Verkehrsraum für Radfahrer zu schaffen.

Ideen für den öffentlichen Nahverkehr

Neben vielen bekannten Problemen, wie Taktung und verbesserte Anschlüsse, diskutierte  diese Arbeitsgruppe auch neue Themen. So wurde eine bessere Transportmöglichkeit von Fahrrädern auch in Bussen thematisiert. Der Einsatz von Rufbussen wie Moia sollte ermöglicht werden und das Hafengebiet insgesamt besser an das Busnetz angeschlossen werden.

Da es offensichtlich schwierig werden wird, alle Wünsche über den ÖPNV-Verbund zu lösen, wurde das von der WSI schon mehrfach geforderte Konzept einer städtischen Buslinie intensiv diskutiert. Hier fand der Vorschlag einer Buslinie in Form einer 8 mit dem S-Bahnhof als Schnittstelle großen Anklang.

Bürgerbeteiligung – ein Fazit

Mit dem zweiten Bürgerforum endet gemäß Konzept die direkte Bürgerbeteiligung zum Thema Mobilität – und das sehr zum Unmut der engagierten Bürgerinnen und Bürger.

Denn das Fehlen eines Gesamtkonzeptes und insbesondere die Mitsprache über eine Gestaltung dieses Konzeptes macht aus Bürgersicht – verständlicherweise – den wichtigsten Punkt aus. 

Die Hinweise vom Planungsbüro Argus, man würde auch das Radwegekonzept von 2008 mit berücksichtigen, das den Bürgerforen allerdings trotz Nachfrage nicht vorgelegt werden konnte, reichte den meisten nicht.

Auch die wiederholte Versicherung, dass es ein Gesamtkonzept geben wird und erst dann auf dieser Grundlage weitere Schritte priorisiert werden – allerdings ohne weitere Bürgerbeteiligung – kam  überhaupt nicht gut an.

Mal schauen, ob die Verwaltung sich hier noch einmal einen Ruck gibt und auch das Gesamtkonzept öffentlich diskutieren lässt.

Jetzt hoffen wir erstmal, dass alle Botschaften angekommen sind – auch die, dass es sich bei der Mehrzahl der TeilnehmerInnen der Bürgerforen durchaus um Mitbewohner handelt, die ein Auto besitzen und es auch benutzen und nicht etwa ausschließlich „um Hardcore-Radfahrer“. 

Wir bleiben am Ball.