„Frauen sind flexibler und nachhaltiger“

Interview-Serie „Frauen in die Politik“: Birgit Neumann-Rystow (WSI)

Quelle:Wedel-Schulauer Tageblatt, 30.09.2022 Red. Inge Jacobshagen

Wer, wenn nicht aktive Politikerinnen selbst, können Auskunft geben, wieso sich politisches Engagement lohnt. Für die Interview-Reihe „Frauen in die Politik“ hat Wedels Gleichstellungsbeauftragte Magdalena Drexel jeweils eine Vertreterin der sechs Wedeler Fraktionen nach Erfahrungen, Erfolgserlebnissen und möglichen Hindernissen befragt.

Was kann man in der Kommunalpolitik bewirken?

Birgit Neumann-Rystow: Als Mitglied einer Fraktion kann ich Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen, meine eigene Sichtweise einbringen, auf Veränderungen hinwirken und damit Teil des politischen Entscheidungsprozesses sein.

Worauf sind Sie stolz?

Auf meine damalige Arbeit im Schulelternbeirat. Auf Initiativen und Realisierung des autonomen Frauenhauses, heute wichtiger Bestandteil des sozialen Netzwerkes. Auf meinen Einsatz für eine Schlichtunterkunft für Menschen in Notlagen statt der Unterbringung in Containern. Auf mein Engagement für die Integrierte Gesamtschule, heute Gebrüder-Humboldt-Schule, eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe. Darauf, Gründungsmitglied einer parteiunabhängigen Wählerinitiative zu sein. Für Wedels Kulturschaffende ein offenes Ohr zu haben.

Was hat man persönlich davon, sich politisch zu engagieren?

Als ich 1986 nach Wedel gezogen bin, habe ich in der offiziellen Wedel-Broschüre gelesen, Wedel halte alle Schulformen vor. Doch das stimmte nicht: Eine Gesamtschule gab es nicht. Da ich vom integrativen Gedanken überzeugt war und bin, habe ich an einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema teilgenommen. Daraus entstand die „Initiative Gesamtschule Wedel“. Nach einjährigem Engagement hatten wir Erfolg, das Okay kam aus Kiel. Dabei habe ich die Strukturen der Wedeler Verwaltung kennengelernt, ebenso den oft langen Weg der Politik in Ausschüssen mit Vorlagen und Beschlüssen. Es lohnt sich, mit Geduld und Beharrlichkeit für die eigenen Überzeugungen einzutreten, weg vom Konsumieren, hin zum Mitgestalten. Melden Sie sich bei mir.

Warum ist es wichtig, dass mehr Frauen in der Politik aktiv werden?

Es wäre wünschenswert, wenn die Kommunalpolitik/
Rat ein Spiegelbild der Wedeler Bevölkerung hinsichtlich des Geschlechts abbilden würde. Ich bin der Meinung, dass gerade Frauen nicht ausreichend im politischen Spektrum repräsentiert sind und ihre Stimmen zu wenig gehört werden. Frauen sind flexibler, nachhaltiger in ihren Bestrebungen und zeichnen sich durch Kompromissbereitschaft aus, um Ziele zu erreichen. Sie schauen über den Tellerrand hinaus und haben Gesamtzusammenhänge und Zukunftsthemen besonders gut im Blick.

Wie schaffen Sie es, Kommunalpolitik mit Familie und Beruf zu vereinbaren?

Das funktioniert nur wegen meiner eigenen Begeisterung, dem großem Verständnis und der Unterstützung meiner Familie.

Von 1990 bis 2013 war Birgit Neumann-Rystow Mitglied der SPD. Seit 2013 gehört sie der neu gegründeten Wählergemeinschaft Wedeler Soziale Initiative (WSI) an. Foto: Privat