Erster Workshop zur Mobilität in Wedel liefert bemerkenswerte Ergebnisse

Angela Drewes

Die Planungspolitische Sprecherin der WSI, Angela Drewes, war als „stille Beobachterin“ für die WSI beim Workshop dabei. Ihre Beobachtungen schildert sie hier:

„Vor dem Hintergrund der Bürgerbefragung und des Bürgerforums zu diesem Thema waren wichtige  Akzente ja bereits gesetzt. Dort war klar geworden, dass sich die Bürger und Bürgerinnen mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt wünschen. Darüber hinaus ging es in vielen Beiträgen um das Thema Nachhaltigkeit, um eine deutliche Verbesserung für die Fahrradmobilität sowie einen Nachrang des Autoverkehrs. Autoverkehr sollte möglich sein, dürfe aber durchaus auch erschwert werden.

Vor diesem Hintergrund hatten die beiden Beraterbüros vier Themen für den Workshop ausgewählt und zwar die Bahnhofstraße, die Radinfrastruktur am Beispiel Schlauer Straße, die Fußgängerinfrastruktur am Beispiel Elbhochufer sowie die Ausweitung von Tempo 30 im Stadtgebiet.

Vier Arbeitsgruppen widmeten sich den jeweiligen Themen mit bemerkenswerten Ergebnissen:

Befristeter Modellversuch: Bahnhofstraße als Gemeinschaftsstraße

Alle Mitglieder der Arbeitsgruppe Bahnhofstraße waren sich einig, dass sich in dieser Straße viel ändern muss, um – endlich – die Aufenthaltsqualität zu verbessern und nebenbei das Fahren auf dieser Straße wieder rechtskonform werden zu lassen.

Erklärtes Ziel der Teilnehmer ist es, den Autoverkehr weitestgehend aus der Bahnhofstraße zu verdrängen und Flächengewinne durch den Rückbau der Parkplätze und eine Egalisierung der Straßenfläche zu erreichen.

Geprüft werden soll auch eine Verlegung der Buslinie und der Einsatz kleinerer Zubringerbusse, sowie eine zeitliche Einschränkung des Zulieferverkehrs. Attraktive Verweilzonen sollen deutlich ausgebaut werden.

Die schon vor 10 Jahren in der Planungswerkstatt zur Bahnhofstraße entwickelte Idee des „Shared Space“ ist also auch heute noch nach wie vor aktuell.

Um hier einen ersten Umsetzungsschritt zu machen und die Idee niederschwellig voranzutreiben, wurde der Vorschlag eingebracht, einen befristeten Testlauf des Konzeptes durchzuführen. Auch diese Idee fand große positive Resonanz. Drücken  wir die Daumen, dass es wirklich zu dem Testlauf kommt.

Fußgängerinfrastruktur am Beispiel Elbhochufer

Auch bei diesem Thema die gleiche Problematik wie schon in der Bahnhofstraße – zu schmale Fußwege, oft zugestellt (Mülltonnen) oder zugeparkt, nicht barrierefrei (z.B. abschüssig) oder unvermittelt endend.

Ein besonderes Problem sind die vielen parkenden Autos, die die öffentlichen Flächen verbrauchen. Leider gab es hierzu noch keinen Lösungsansatz.

Einig war man sich, dass das Ziel im Gesamtthema „Fußgängerinfrastruktur“ das Einhalten von Standards sein muss, also Barrierefreiheit (das sollte übrigens auch für den Elbwanderweg gelten) und eine ausreichende Breite der Wege.

Zusätzlich kristallisierte sich ein wichtiges Einzelthema im  Beispielquartier Elbhochufer heraus und zwar das Verkehrschaos vor dem Eingang der Albert-Schweitzer-Schule Pulverstraße, Ecke Hellgrund zu Schulbeginn und Schulende.

Der „Eltern-Taxi-Verkehr“ führt dort immer wieder zu brenzligen Situationen für alle Schulkinder und Erwachsenen, die sich zu diesen Zeiten in diesem Verkehrsraum zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewegen. Hier muss schon allein aufgrund der Verkehrssicherheit kurzfristig eine Veränderung herbei geführt werden.

Radverkehrsinfrastruktur am Beispiel Schulauer Straße

Der Schutzstreifen für Radfahrer sowie der Rückbau des „alten“ Fahrradweges auf der Ostseite der Straße wurde als deutliche Verschlechterung der Situation für die Radfahrer auf dieser Straße gewertet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Schutzstreifen in der Feldstraße und der Bahnhofstraße als zu schmal und die Sicherheit der Radfahrer gefährdend moniert.

Gefordert werden „vernünftige“ Radwege und keine schmalen „Schutzstreifen“, schon gar nicht, wenn diese auch noch an abgestellten Autos vorbei führen.

Da die Arbeitsgruppen möglichst kurzfristig umsetzbare Lösungsansätze liefern sollten, hatte diese Gruppe die Idee, auf der Westseite der Schulauer Straße einen „Fahrradhighway“ zu bauen, der breit genug sein sollte, um in beide Richtungen benutzt werden zu können. Um hierfür Raum zu schaffen, könnten auch die Park- und Grünstreifen auf dieser Straßenseite mit genutzt werden.

Ausweitung Tempo 30 

In dieser Arbeitsgruppe fiel sehr deutlich auf, dass wichtige Arbeitsgrundlagen fehlten, denn es gab leider keine Übersicht über die bereits vorhandenen Tempo-30 – Zonen bzw. Tempo 30 Anordnungen der Stadt Wedel. 

In diesem Zusammenhang fehlte auch eine Übersicht über die derzeit vorhandene Radinfrastruktur (wo gibt es zur Zeit überhaupt durchgängige und befahrbare Radwege?).

Ein Bürger machte nämlich den interessanten Vorschlag, das Verkehrsnetz für den Autoverkehr von dem Verkehrsnetz für Radfahrer weitestgehend zu trennen, so dass man möglichst berührungsfreie, sichere und attraktive Routen für die einzelnen Verkehrsgruppen anbietet. An den Berührungspunkten könnte man mit Shared Space Lösungen arbeiten und nur dort regelnd eingreifen, wo größere Konfliktpotentiale zu erwarten wären.

Eine Lösung, die durchaus Zuspruch fand, aber leider am fehlenden Arbeitsmaterial scheiterte.

So bleibt nach dem ersten Workshop zusammenfassend festzuhalten: Es war insgesamt eine sehr produktive Veranstaltung, die einige interessante Ergebnisse gebracht hat. 

Wenn den neuen Erkenntnissen jetzt auch tatsächlich Taten folgen, könnte Wedel viel gewinnen. Wenn man also beispielsweise begreift, dass ein Mobilitätskonzept nicht ein Stückwerk einzelner Straßen ist, sondern ein Gesamtkonzept einer zukunftsweisenden und nachhaltigen Stadt- und Verkehrsplanung und wenn man auch noch  das Thema Qualität und Standards von Fusswegen und Fahrradwegen neu priorisiert, wäre das schon die halbe Miete.

Dazu noch Lösungen für die dringend erforderliche Schulwegsicherung an der Albert-Schweitzer-Schule und für das Radweg-Dilemma an der Schulauer Straße und wir wären noch einen Schritt weiter in Richtung nachhaltige und verkehrssichere Stadt mit mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität.

Und dann hoffe ich, wir treffen uns bald alle in einer der neuen Verweilzonen unserer entschleunigten und verkehrsbefreiten Bahnhofstraße, um weiter Planungen für die Gestaltung unserer schönen Stadt zu machen.“